Seit 1949 befinden sich zahlreiche Werke von Wilhelm Lehmbruck als Dauerleihgaben in der Stuttgarter Staatsgalerie. Mit dem Erwerb von drei Plastiken und 69 Arbeiten auf Papier besitzt das Haus nun die meisten Werke dieses bedeutenden Bildhauers nach dem Wilhelm Lehmbruck Museum in Duisburg.
Wilhelm Lehmbruck (1881-1919) zählt zu den bedeutendsten deutschen Bildhauern des 20. Jahrhunderts. Sein Oeuvre umfasst ca. 100 Skulpturen, mehr als 1.000 Zeichnungen, 80 Gemälde und großformatige Zeichnungen und 200 Druckgraphiken. Diese Vielseitigkeit und das Erproben verschiedener Techniken und Materialien sind charakteristisch für die Generation der Expressionisten. Ausgehend von dem spektakulären Zugewinn spürt die Ausstellung »Wilhelm Lehmbruck. Variation und Vollendung« der Arbeitsweise des Künstlers nach und nimmt die Beziehung zwischen Form und Material in den Blick. Plastiken wie die »Große Sinnende« oder der »Emporsteigende Jüngling« wurden von Lehmbruck fragmentiert und in verschiedenen Materialvarianten durchgespielt. Aufgrund der wenigen zu Lebzeiten entstandenen Güsse hat eine solche Annäherung an sein Werk bisher noch nicht stattgefunden.
Begleitend zur Präsentation im Barth-Flügel sind im Graphik-Kabinett im zweiten Teil der Ausstellung in »Die Bedeutung der Linie« Arbeiten auf Papier von Wilhelm Lehmbruck zu sehen. Die Radierung nimmt dabei einen besonderen Stellenwert ein; mit der Stahlnadel schafft er die unmittelbare, oftmals skizzenhafte Umsetzung seiner Ideen. Der Mensch steht auch hierbei immer im Zentrum seines künstlerischen Interesses. Einfühlsam und ausdrucksstark zugleich zeigen seine Figuren die unterschiedlichen Facetten menschlicher Emotionen.