Auch zur Halbzeit steht die documenta im Jahr 2022 noch im Feuer der Kritik. Mit der Lupe wird das Programm nach (weiteren) antisemitischen Inhalten geforscht. Mit mäßigem Erfolg. Dass es eine kritische documenta ist: geschenkt. Dass ausgerechnet westliche Staaten, inklusive der finanzierenden Bundesrepublik bei vielen der agitatorischen Werken nicht gut wegkommen: auch klar. Aber was will man denn auf einer documenta sehen, wenn nicht gesellschaftskritische Kommentare? Ob die immer künstlerische gelungen sind oder nicht, das steht auf einem anderen Blatt. Die Kunst-Institution documenta generell in Frage zu stellen, wäre ein kulturpolitisches Verbrechen. Wichtig: sich ein eigenes Bild zu machen. Dem Aufruf von Christoph Grunenberg, Direktor der Kunsthalle Bremen, sollte man folgen: „Auf zur documenta!“, so der Kunsthistoriker in einem Gastbeitrag des Bremer „Kurier am Sonntag“. Eine Form der praktizierten Demokratie sei die „aktive Auseinandersetzung mit kulturellen Produkten und das direkte Eintauchen in den politischen Diskurs“. Die documenta eröffne die Möglichkeit, sich „durch intensive ästhetische Erlebnisse eine eigene Meinung zu bilden und unmittelbar und gut informiert an der aktuellen Diskussion teilzunehmen“.