FEMINALE DER MUSIK – Female Composers vom 6. April bis 1. Mai – digital aus dem ZKM Karlsruhe

Das Zentrum für Kunst und Medientechnologie, ZKM, ehrt Komponistinnen mit einem vierwöchigen digitalen Festival. Die FEMINALE DER MUSIK – Female Composers findet im Zeitraum vom 6. April bis 1. Mai täglich ab 18:00 Uhr unter zkm.de/feminale-der-musik statt.

Im digitalen Raum kann das ZKM einen Beitrag zur Anerkennung musikalischer Leistungen herausragender Komponistinnen leisten, die im realen Raum der Konzerthallen leider immer noch unterrepräsentiert sind. Auf der Onlineplattform zkm.de/feminale-der-musik werden vom 6. April bis 1. Mai, montags bis freitags, ausgewählte Positionen vom 17. Jahrhundert bis heute vorgestellt: ein halbes Jahrtausend Kompositionen von Frauen.

Zu jeder Zeit und in jeder Biografie einer Komponistin gab es Hindernisse, wie gesellschaftliche Zwänge, Neid und Engstirnigkeit männlicher Kollegen oder gar Berufsverbote, die diese bemerkenswerten Musikerinnen überwinden mussten, um kreativ arbeiten und veröffentlichen zu können. Einige waren zu Lebzeiten sehr bekannt, gerieten nach Ihrem Tod aber in Vergessenheit. Noch heute, im vordergründig offenen und demokratischen Informationszeitalter, wird Komponistinnen die Erlernung, Ausübung und Lehre in konservativen Strukturen erheblich erschwert.

Im Rahmen des Festivals werden täglich ein bis zwei Komponistinnen vorgestellt. Das Programm reicht dabei von frühen Vertreterinnen wie Francesca Caccini (1587-1640), Barbara Strozzi (1619-1677), Wilhelmine von Bayreuth (1709-1748), Lili Boulanger (1893-1918) und Mel Bonis (1858-1937) oder den Karlsruherinnen Clara Faisst (1872-1948) und Margarete Schweikert (1887-1957) bis hin zu zeitgenössischen Komponistinnen wie Olga Neuwirth, Rebecca Saunders und Adriana Hölszky. Hintergrundinformationen und Hörbeispiele geben einen umfassenden Einblick in Leben und Werk der ausgewählten Komponistinnen. Live-Schaltungen mit Interviews, Screenings und Wohnzimmerkonzerten finden zusätzlich an ausgewählten Tagen, immer ab 18 Uhr, statt und werden sukzessive angekündigt.

Den Auftakt bildet ein Streaming des Dokumentarfilms Komponistinnen (D, 2018, 95’). Im Anschluss findet um 20 Uhr eine Diskussion über eine digitale Broadcastplattform in virtueller Anwesenheit der Filmemacher Kyra Steckeweh und Tim van Beveren statt.

Eine noch geringe Präsenz weiblicher Akteure im klassischen Musikwesen bestätigen die umfassenden statistischen Studien des Deutschen Kulturrat zum Frauenanteil in Kultur und Medien. In der Spielzeit 2014/15 stammten nur 14,5% der aufgeführten Opern an deutschsprachigen Häusern aus der Feder einer Frau. Wenig? Statistisch gesehen ist dieser Frauenanteil bereits ein enormer Anstieg. In der Spielzeit 1994/95 waren es vergleichsweise kaum 3%. Aufführungen von Operetten einer Komponistin hingegen, gab es zwischen 1994 und 2015 keine Einzige. 2017/18, nach Zahlen der “neuen musikzeitung”, kamen auf 441 analysierte Premieren in deutschen Konzerthäusern nur vier Stücke von einer Frau. Immerhin, laut einer weltweiten Analyse von Bachtrack, eine der größten Websites für Klassische Musikvermittlung, die im vergangenen Jahr 30.551 Konzerte und Opernaufführungen international renommierter Häuser auswertete, stieg die Zahl der Frauen unter den „Top 100 Composers“ zeitgenössischer Musik von 7 im Jahr 2016 auf 24 Komponistinnen im Jahr 2019. Kriterien für diese Auswahl wurden jedoch nicht mit veröffentlicht. In Schulbüchern hingegen, liegt der Anteil vorgestellter Komponistinnen nach wie vor bei 0%. Solche Zahlen belegen exemplarisch die große Diskrepanz zwischen angestrebter und realer geschlechtlicher Parität, die sich auch in anderen Bereichen der Kulturlandschaft ablesen lässt.

Am ZKM haben in den vergangenen 30 Jahren 47 Komponistinnen in Residenz neue Werke entwickelt. Einen Teil ihrer Werke aus den Bereichen elektronische Komposition, Neue Musik und Hörspiel stellen wir in diesem Rahmen erneut vor. Der renommierte Giga-Hertz-Hauptpreis des ZKM und des SWR für das Lebenswerk im Bereich elektronische Komposition des ZKM und des SWR ging in drei von 12 Fällen an eine Komponistin: Pauline Oliveiros, Laurie Anderson und Éliane Radigue.

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